Theaterstück „Schierzens Hanka”

Quelle: Augusto Veranstaltungskalender

Am Wochenende fand am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen die Uraufführung des Theaterstücks „Schierzens Hanka” statt. Das Schauspiel unter der Regie von Esther Undisz nach Motiven von Jurij Koch erzählt das Schicksal der 1918 als Jüdin geborenen Hanka, die als katholische Sorbin in Hórka aufwuchs. Hanka war von den antijüdischen Rasse-Gesetzen der Nationalsozialisten betroffen und wurde verfolgt. Nach einem Verhör durch die Gestapo im Jahre 1942 kehrte sie nicht mehr zurück, und keiner der vielen Dorfbewohner konnte etwas zu ihrem Verbleib sagen. Jurij Koch hat ihr Schicksal in den 1960er Jahren in einer sorbischen Novelle festgehalten, von der 2020 die deutsche Übersetzung erschienen ist. Im Theaterstück rekonstruiert Regisseurin Esther Undisz nun Hankas Lebensgeschichte anhand recherchierbarer Fakten in einem sehr gelungenen Theaterstück.

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Learning from a Monastic Musician

Bild: Tectum Verlag

Christiane Stothmann hat mit ihrem Buch Learning from a Monastic Musician. Masters of Chant and the Function of Ritual Music in th Tibetan Bön Tradition ihre Dissertation vorgelegt. Dieses Buch bietet nicht nur wertvolle musikethnologische Erkenntnisse über die Ritualmusik der tibetischen Yungdrung-Bön-Tradition. Es ist zugleich eine außergewöhnliche Fallstudie, in der Strothmann ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem tibetischen Klostermusiker und Gelehrten Geshé Dawa Namgyal Kharnatsang im indischen Exilkloster Menri fesselnd schildert. Das Buch gibt Einblicke in die Funktionsweise der rituellen Melodien des Bön und enthält kultursensible, persönliche Schilderungen von Strothmanns Weg zur Entdeckung ihrer Methode des „Lesens von Ritual“, die sich aus der Aufforderung ihres Forschungspartners entwickelte, „einfach nur mal hinzuschauen“.

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Die Liebe in groben Zügen

Bild: Frankfurter Verlagsanstalt

Bei Bodo Kirchoff geht es in seinen Romanen eigentlich immer um Liebe: Um Liebe, Begehren und die Suche danach, aber auch um den Tod. Das, was dazwischen gehört, was ein Menschenleben ausmacht – Sehnsucht, Einsamkeit, Leid, Liebe oder die Suche danach – das alles lässt sich in seinen Texten lesen.

Viele seiner zahlreichen Romane beschäftigen sich mit der Organisation von Intimität, etwa der Roman „Eros und Asche“ über eine Freundschaft, der Roman „Wo das Meer beginnt“ als Paar- oder auch Liebesroman, und nicht zuletzt sein großartiges Meisterwerk „Die Liebe in groben Zügen„. Ein Roman unter anderem über „die unstillbare Sehnsucht nach Liebe: die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam. Und ihre Erfüllung? Ist alles und nichts, ein Ewig bis auf weiteres; Details pfeifen seit jeher schon die Spatzen vom Dach“.

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Julia Wong Kcomt

Bild: El Peruano

Julia Wong Kcomt wurde in Chepén, La Libertad (Peru), als Tochter eines chinesischen Migranten und einer tusán geboren (Chinesische Peruaner, auch tusán genannt, sind peruanische Staatsbürger, deren Vorfahren aus China stammten) – Wurzeln, die ihre Identität prägten und sich in ihrem Werk widerspiegeln. Obwohl sie Jura studiert hatte, entschied sie sich, ihrer Leidenschaft für die Literatur zu folgen, wobei sie sich vor allem auf die Poesie und kulturelle Projekte konzentrierte, die das künstlerische Panorama des Landes bereichern sollten.

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Sandra Konrad: Das bleibt in der Familie

Bild: Piper Verlag

In ihrem Buch Das bleibt in der Familie macht Sandra Konrad sehr deutlich, wann das in der Kindheit Erlernte ungesund werden kann, warum wir manchmal handeln, ohne uns über unser Handeln bewusst zu sein, warum wir Eigenschaften der Eltern (teilweise unbewusst) annehmen und was nötig ist, um alte familiäre „Aufträge“ zu ändern.
Jede Familie hat ihre Schattenseiten. Wir Menschen sind geprägt von den Erfahrungen, die unsere Eltern und Großeltern gemacht haben. Damit ziehen sich „Konflikte, Verletzungen und Geheimnisse oftmals wie ein roter Faden durch mehrere Generationen“ (Klappentext). Je mehr wir uns mit der eigenen familiären Geschichte auseinandersetzen und über unsere Familie in Erfahrung bringen, „desto eher können wir uns aus den alten Fallstricken befreien und ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen“ (ebda.)

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Rafael Ramírez Heredia: La Mara

Bild: Alfaguara

In der Dunkelheit, im Dschungel, lauert eine Gruppe von Gesichtern, denen Tränen auf die Wangen tätowiert sind. Sie warten darauf, dass der Güterzug vorbeifährt. Es ist die Hölle, die man in sich trägt. Es ist die irrationale, unmenschliche, schäbige Wut. Es ist die Mara Salvatrucha, die sich auf die Migranten ohne Papiere stürzt, die gerade die Grenze überquert haben, um in das gelobte Land zu gelangen, das sie sich im kapitalistischen Paradies des Nordens vorstellen. Das große Phänomen der Migration, seine Gewalt und seine Entwürdigung, ist die treibende Kraft dieses Romans, der von den Spuren, welche die Massen der Migranten hinterlassen, und von den Veränderungen, die die lokalen Bräuche und die Sprache erschüttern, durchzogen ist. Sein Gebiet wird ist durchzogen vom Suchiate, dem Fluss, der Guatemala von Mexiko trennt.

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Ich – ein anderer von Imre Kertész

Bild: rowohlt

In seinem essayistischen Roman Ich – ein anderer wendet sich Imre Kertész ganz existenziellen Fragen zu. Erschienen als Sachbuch im Rowohlt Verlag, schreibt der Verlag in seiner Ankündigung: „In Reisebildern aus Tel Aviv, Berlin, Leipzig und Wien, in Momenten aus Erinnerungen einer fast entrückten Kindheit, in erzählten und geträumten Geschichten, in Wahrnehmungen, die ins traumatisch Visionäre oder in die glückhafte Epiphanie umkippen, hält Imre Kertész einen existentiellen Epochenwechsel fest – erfahrungsbereit, erschüttert, ungläubig.“ Schreiben bedeutet für Kertész, für diejenigen, die noch an der Wahrheit interessiert sind, Zeugnis ablegen – so zumindest sieht es Erdmute Klein in ihrer Rezension beim Deutschlandfunk. Und weiter: „Zeugnis auch des großen Traumas Auschwitz, das der Autor als 15jähriger erlitt und in seinem berühmt gewordenen „Roman eines Schicksallosen“ auf unvergeßliche Weise gestaltete.“ Dieser Roman eines Schicksallosen, genauso wie sein Buch Fiasko, sind die einzigen, die nach seinen eigenen Angaben sein „Sündenregister“ belasten (S. 25). „Vielleicht halten wir das Leben nur aus, weil es so unwahrscheinlich ist; andererseits rührt das Denken ständig an die sogenannte Wirklichkeit, sehnt sich nach Wirklichkeit“ (S. 35).

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Digitale Bibliothek der RAE

Bild: Real Academia Española

Die Real Academia Española (RAE) hat eine digitale Bibliothek mit mehr als 4.800 Werken veröffentlicht, die für die spanische Sprache von großer Bedeutung sind.
Der Digitalisierungsprozess begann im Juni 2021 unter der Leitung der Stiftung María Cristina Masaveu Peterson in Zusammenarbeit mit der Stiftung PRO-RAE. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, direkt auf der Startseite befindet sich das Eingabefeld für die Suche. Gleichzeitig findet sich eine Liste von Kategorien, die sich erkunden lassen.

Es lassen sich Bücher über Wissenschaft, Kunst, Geschichte und Literatur, Sozialwissenschaften, Religion und Philosophie, neben anderen Bereichen finden. Zu den wichtigsten Büchern gehören die Erstausgabe des ersten Teils von Don Quijote aus dem Jahr 1605, eines der Exemplare von El Buscón von Quevedo und die Manuskripte von Don Juan Tenorio, in denen die Durchstreichungen und der kreative Prozess von José Zorrilla zu sehen sind.

Geheimnisse aus dem Untergrund

Bild: Ediciones del Lirio

Angesichts der Unterdrückung des studentischen Aufstands, der im Oktober 1968 in dem Massaker von Tlatelolco gipfelte, entstanden in Mexiko Dutzende von Guerillagruppen. Diese Organisationen, die einem unerbittlichen Feind entgegentreten mussten, entwickelten sich im Verborgenen und operierten außerhalb des Gesetzes. Dadurch konnten sie ihr Ziel, sich mit dem Volk, das sie zur Revolution führen wollten, zu verbinden, nicht in vollem Umfang erreichen. Denn sie traten nur in schnellen, kleinen Propaganda-Aktionen oder in gewaltsamen Zusammenstößen mit Soldaten und der Polizei an die Öffentlichkeit, zumal diese mit gleicher Grausamkeit sowohl Militante als auch verängstigte Bürger verfolgten, die sie der Sympathie für die Subversiven verdächtigten.

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»Literatura de la Onda«: José Agustín

In Mexiko der 1960er Jahre schrieben einige der jungen Schriftsteller über ihr Umfeld. Sie erzählten vom Aufwachsen mit traditionellen Mitteln, verwendeten umgangssprachliche Ausdrücke und bezogen sich dabei auf das Unmittelbare und Konkrete: Orte, Fakten, Menschen, Bräuche, Moden oder bestimmte Persönlichkeiten. Einige von ihnen bezogen auch Referenzen oder Hilfsmittel aus Kino, Rock, Fernsehen, Comics, Fantasie, Träumen, Visionen, Krimis und Science Fiction mit ein. Im Allgemeinen fand eine Wiedereingliederung in die mexikanische Populärkultur statt, auch wenn es lange dauerte, bis dies bemerkt wurde, da es zunächst als Entnationalisierung oder Transkulturalisierung angesehen wurde.

Bild: José Antonio López

Zwischen 1964 und 1973 schrieben sie über die Suche nach Identität, die Entdeckung der Liebe und des Körpers, die Kluft zwischen den Generationen und den Konflikt zwischen Individualität und Gesellschaft oder Politik und Religion, aber auch über Drogen, Guerillakrieg, Kommunen und pseudo-religiöse Spiritualität. Wie von jungen Menschen nicht anders zu erwarten, wurde auch die Erotik erforscht. Letztendlich waren dies die ersten Bekundungen einer Kulturrevolution und der Beginn einer umfassenden Entmystifizierung und Wiederbelebung der Kultur in Mexiko. Der Jugendroman leitete nicht nur den Einstieg in die Postmoderne ein, sondern definierte auch den Geist der neuen Zeit.

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